Gedanken zu den Kar- und Ostertagen, letzter Teil: Ostermontag 2020

Die Emmausgeschichte. Sie geht, in Kurzform, ungefähr folgendermaßen: Zwei Jünger wenden Jerusalem nach Jesu Tod den Rücken zu und gehen, traurig, enttäuscht und mutlos nach Hause. Da kommt ein Fremder zu ihnen, diskutiert mit ihnen, gibt ihnen ihren Mut zurück – und erst, als er weg ist, merken sie, dass es Jesus war.

Ich werde oft gefragt, was mir mein Glaube bedeute, über die Nachfolge Jesu in Sachen Nächstenliebe etc. hinaus. Warum ich Kerzen anzünde und für mich oder andere bete, ob ich denn glaube, dass Gott dann vor Unheil bewahrt? Wenn jemand zu früh stirbt: „Wo ist denn jetzt Dein Gott“? Mit dem Blick aufs Mittelmeer: „Wo ist er da, Dein Gott, beten die Menschen nicht genug?“

Mir scheint, er ist da, wenn wir es nicht merken, ähnlich wie in der Emmausgeschichte, als die Jünger hinterher merken „brannte uns nicht das Herz…“

Was mich trägt, ist Gottes Beistand. Das Gefühl, nicht alleine zu sein, dass man, wenn man sich drauf einlässt, wirklich merken kann. Ich habe das Glück, genau das gemerkt zu haben zu einer Zeit, als sich meine Gewissheiten gerade auflösten: ich merkte, es kommt, wie es kommt. Aber ich bin nicht alleine.

Das ist etwas, was man nicht erklären kann. Das ist etwas, was man oft erst hinterher merkt: meine Mutter sagt: „es wird irgendetwas Gutes draus werden, nicht so, wie wir es wollen, aber es wird“ und versichert mir, dass das die Erkenntnis ihres Lebens ist.

Ist es nicht oft in der Rückschau so? Sicher nicht immer, sicher stecken wir oft auch so tief in Not und Verzweiflung fest, dass wir es gar nicht merken, vielleicht auch nicht im Nachhinein. Dennoch glaube ich: wir sind nicht allein, und wer um Beistand bittet, der wird ihn auch erhalten. Nicht in Form eines Gottes, der aktiv in unser Leben eingreift – an so einen Gott habe ich nicht mal als Kind geglaubt. Aber Gott kann uns Stärke geben und Kraft, die Situation, die Not, die Verzweiflung auszuhalten oder zu überwinden, je nachdem.

Und Gott ist bei denen, die seiner bedürfen. Er ist, jetzt, an Ostern, bei denen, die im Mittelmeer ertrinken, weil wir wegen Corona die ohnehin unzureichende Rettung ganz eingestellt haben. Er ist nicht bei denen, die ihre Häfen zu unsicheren Häfen erklären, weil man dort Corona fangen könnte – und es offensichtlich richtiger finden, dass die, die man angeblich schützen will, ertrinken. Er ist nicht bei denen, die große Reden schwingen und die vergessen, die nicht im Fokus sind. Er ist auch nicht bei denen, die Nächstenliebe predigen – diese aber nur bestimmten Leuten zukommen zu lassen.

Er ist bei denen, die seinen Beistand benötigen. Bei uns, und überall auf der Welt, da, wo Menschen sich, und sei es auch nur in der Not, auf ihn einlassen. Da ist er, unser Gott, Jesus, Heiliger Geist, da ist Allah, Jehova oder wie wir ihn auch immer nennen. Und damit ist er auch bei uns – wir müssen uns nur drauf einlassen und ihn einladen, so, wie die Emmausjünger es getan haben.

Das bedeutet mein Glaube mir, deshalb bete ich für mich und andere und zünde Kerzen an: ich glaube an einen Gott, der uns stärkt, der uns begleitet. Bis tief hinab in die Hölle unseres Lebens.

Damit beende ich nun meine Gedanken zu den Kar- und Ostertagen, auch, wenn mir sicher noch vieles dazu einfallen würde.

Bleibt alle gesund, habt Kraft, diese und alle Krisen Eures Lebens zu überstehen und seid gewiss: Ihr seid nicht alleine.

6 Antworten auf „Gedanken zu den Kar- und Ostertagen, letzter Teil: Ostermontag 2020“

  1. Liebe Edith!

    Ich habe deine inspirierenden Einträge der letzten Tage sehr aufmerksam gelesen und konnte mich mehr und mehr darauf einlassen, mich davon beschenken zu lassen, ohne gleich auch eigene Gedanken zu entwickeln bzw. gar durch einen längeren Kommentar, wofür das elektronische Medium nicht taugt, in einen inhaltlichen Diskus einzusteigen.

    Danke dafür und österliche Grüße mit der gewonnenen inneren Kraft zum lebenslangen Aufstand für das Leben

    Wilfried Hammers

    1. Lieber Wilfried, vielen Dank! Das freut mich sehr.
      Auch Dir österliche Grüße
      Und ich hoffe auf eine Begegnung auch noch in diesem Leben, auch, wenn ich nicht wüsste, wann, wo und wie.
      Liebe Grü0e
      Edith

  2. Alle Beiträge haben mir viel gegeben. Gott ist aber nicht nur in der Not da, sondern auch im Glück und Zufriedenheit, wobei wir ihn in der Not am meisten nötig haben. Ich habe beides erfahren.
    Liebe Grüße Dorit

    1. Danke sehr, liebe Dorit.
      Ja, so sehe ich das auch: Gott ist auch im Glück und in der Zufriedenheit. Aber da rufen wir ihn so selten – weil wir ihn vermeintlich nicht brauchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.