1. September 1939 (also heute vor 72 Jahren): Seit 5 Uhr 45 wird
zurückgeschossen hieß es – und hinter dieser Floskel verbarg sich der Angriff
auf Polen.
Heute ist Antikriegstag in Deutschland. Ein Anlass, mal wieder über den Frieden
nachzudenken: „Frieden (von althochdeutsch fridu „Schonung“,
„Freundschaft“) ist allgemein definiert als ein heilsamer Zustand der Stille
oder Ruhe, als die Abwesenheit von Störung oder Beunruhigung und besonders von Krieg.
Frieden ist das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener
Friedensbemühungen. Friede ist im heutigen Sprachgebrauch der allgemeine
Zustand zwischen Menschen, sozialen Gruppen oder Staaten, in dem bestehende
Konflikte in rechtlich festgelegten Normen ohne Gewalt ausgetragen werden. Der
Begriff bezeichnet einen Zustand in der Beziehung zwischen Völkern und Staaten,
der den Krieg zur Durchsetzung von Politik ausschließt.“ (Auszug aus Wikipedia)
Was bedeutet das für uns hier in Deutschland und in der ganzen Welt? Nun,
seit Kriegsende hat es auf deutschem Boden keinen Krieg mehr gegeben. Ob man
die Zustände in der ehemaligen DDR unter obige Definition packen kann, darüber
maße ich mir kein Urteil an: die damalige Staatsführung jedenfalls hat es wohl
so gehalten. Allerdings ist Frieden ja deutlich mehr als nur die Abwesenheit
von Krieg – und da sehe ich die Querdenkerdemos auf unseren Straßen, höre die
Menschen, die sich diskriminiert fühlen, weil sie sich nicht impfen lassen
möchten, und sehe den Hass auf Geflüchtete (und ja, auch Krawalle des sogenannten
schwarzen Blockes, wenn auch meist weniger lebensgefährlich für einzelne
Menschen, schließe ich da bewusst nicht aus).
Die Sprache wird rauer, in den sozialen Netzwerken, aber auch im realen
Leben. Im Bundestag sitzen Menschen, die allen Ernstes behaupten, wir lebten in
einer Diktatur. Es gibt den strukturellen Rassismus, und er fällt uns gar nicht
immer auf. Dies und viele weitere Anzeichen deuten darauf hin, dass es mit dem
Frieden noch nicht so richtig klappt bei uns.
Der Blick in die Welt zeigt dann dramatisch: friedlich ist sie nirgends. Und
immer noch werden Vorwände genutzt, um Krieg zu führen, und die eigentlichen
Gründe (die meist aus Machtstreben, Zugang zu strategisch wichtigen Orten oder
Bodenschätzen bestehen) werden so vorsichtig verschleiert.
Was aber kann ich tun (außer vielleicht beten?). Nun, ich kann, so kurz vor
der Bundestagswahl, Wahlprogramme und Kandidatinnen und Kandidaten darauf
abklopfen, ob ihre Vorstellungen und politischen Werte friedensfördernd sind
(Stichworte: Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, Migration…)
Und ich kann mein eigenes Leben überprüfen: trage ich zum Frieden in meinem
Umfeld bei? Oder hab auch ich Gewohnheiten, die dem entgegenstehen. Wie begegne
ich meinem oder meiner Nächsten, und zwar nicht nur denen, die ich mag oder mit
denen ich mehr oder weniger notgedrungen auskommen muss sondern auch denen, die
ich nicht leiden kann. Oder die mein Leben stören – gefühlt oder aber auch
real…
Friede kann ausstrahlen und sich weiter fortsetzen. Grundlage für alles ist die Liebe zu den Menschen. Studien haben herausgefunden (aber da braucht man eigentlich keine Studien zu) dass aus Kindern, die sich geliebt fühlen dürfen, meist emphatischere und den Menschen zugewandtere Erwachsene werden als aus Kindern, die diese Liebe nicht oder nur sehr selten spüren. Bei Liebe und Frieden funktioniert das Schneeballsystem durchaus.
Das Bild zeigt die – reparaturbedürftige – Friedensglocke in Mösern in Tirol