Die Emmausgeschichte. Sie geht, in Kurzform, ungefähr
folgendermaßen: Zwei Jünger wenden Jerusalem nach Jesu Tod den Rücken zu und
gehen, traurig, enttäuscht und mutlos nach Hause. Da kommt ein Fremder zu
ihnen, diskutiert mit ihnen, gibt ihnen ihren Mut zurück – und erst, als er weg
ist, merken sie, dass es Jesus war.
Ich werde oft gefragt, was mir mein Glaube bedeute, über die
Nachfolge Jesu in Sachen Nächstenliebe etc. hinaus. Warum ich Kerzen anzünde
und für mich oder andere bete, ob ich denn glaube, dass Gott dann vor Unheil bewahrt?
Wenn jemand zu früh stirbt: „Wo ist denn jetzt Dein Gott“? Mit dem Blick aufs
Mittelmeer: „Wo ist er da, Dein Gott, beten die Menschen nicht genug?“
Mir scheint, er ist da, wenn wir es nicht merken, ähnlich
wie in der Emmausgeschichte, als die Jünger hinterher merken „brannte uns nicht
das Herz…“
Was mich trägt, ist Gottes Beistand. Das Gefühl, nicht
alleine zu sein, dass man, wenn man sich drauf einlässt, wirklich merken kann.
Ich habe das Glück, genau das gemerkt zu haben zu einer Zeit, als sich meine
Gewissheiten gerade auflösten: ich merkte, es kommt, wie es kommt. Aber ich bin
nicht alleine.
Das ist etwas, was man nicht erklären kann. Das ist etwas,
was man oft erst hinterher merkt: meine Mutter sagt: „es wird irgendetwas Gutes
draus werden, nicht so, wie wir es wollen, aber es wird“ und versichert mir,
dass das die Erkenntnis ihres Lebens ist.
Ist es nicht oft in der Rückschau so? Sicher nicht immer,
sicher stecken wir oft auch so tief in Not und Verzweiflung fest, dass wir es
gar nicht merken, vielleicht auch nicht im Nachhinein. Dennoch glaube ich: wir
sind nicht allein, und wer um Beistand bittet, der wird ihn auch erhalten.
Nicht in Form eines Gottes, der aktiv in unser Leben eingreift – an so einen
Gott habe ich nicht mal als Kind geglaubt. Aber Gott kann uns Stärke geben und
Kraft, die Situation, die Not, die Verzweiflung auszuhalten oder zu überwinden,
je nachdem.
Und Gott ist bei denen, die seiner bedürfen. Er ist, jetzt,
an Ostern, bei denen, die im Mittelmeer ertrinken, weil wir wegen Corona die
ohnehin unzureichende Rettung ganz eingestellt haben. Er ist nicht bei denen,
die ihre Häfen zu unsicheren Häfen erklären, weil man dort Corona fangen könnte
– und es offensichtlich richtiger finden, dass die, die man angeblich schützen
will, ertrinken. Er ist nicht bei denen, die große Reden schwingen und die
vergessen, die nicht im Fokus sind. Er ist auch nicht bei denen, die
Nächstenliebe predigen – diese aber nur bestimmten Leuten zukommen zu lassen.
Er ist bei denen, die seinen Beistand benötigen. Bei uns,
und überall auf der Welt, da, wo Menschen sich, und sei es auch nur in der Not,
auf ihn einlassen. Da ist er, unser Gott, Jesus, Heiliger Geist, da ist Allah, Jehova
oder wie wir ihn auch immer nennen. Und damit ist er auch bei uns – wir müssen uns
nur drauf einlassen und ihn einladen, so, wie die Emmausjünger es getan haben.
Das bedeutet mein Glaube mir, deshalb bete ich für mich und
andere und zünde Kerzen an: ich glaube an einen Gott, der uns stärkt, der uns
begleitet. Bis tief hinab in die Hölle unseres Lebens.
Damit beende ich nun meine Gedanken zu den Kar- und
Ostertagen, auch, wenn mir sicher noch vieles dazu einfallen würde.
Bleibt alle gesund, habt Kraft, diese und alle Krisen Eures
Lebens zu überstehen und seid gewiss: Ihr seid nicht alleine.