Tag der Menschenrechte im Advent 2021

Europa – und allen voran Deutschland – bekennen sich zu den Menschenrechten. Dazu gehören verschiedene bürgerliche und politische Freiheitsrechte und Beteiligungsrechte sowie wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Unter anderem hat jeder Mensch ein Recht auf Leben, Gesundheit, Arbeit und Wohnen, auf Bildung, auf Gleichheit vor dem Gesetz, hinzu kommen das Verbot der Folter und die Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit und die Religionsfreiheit. Seit 2010 ist auch Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht. Zurzeit wird diskutiert, ob es ein Recht darauf geben soll, in sauberer Umwelt zu leben.

So weit, so gut. Gleichzeitig spielen sich an Europas Außengrenzen Dramen ab, bei denen alle diese Rechte, allen voran das Recht auf Leben, mit Füßen getreten werden: an der Grenze zwischen Polen und Belarus, in den griechischen Lagern, auf dem Mittelmeer: überall sterben Menschen, erfrieren, ertrinken, verhungern, sterben an fehlenden Zugang zur Gesundheitsfürsorge und an vermeidbaren Erkrankungen, die auf mangelnde oder gar nicht erst vorhandene sanitäre Einrichtungen etc. zurückgehen.
Von Arbeit, Wohnen, Bildung und so weiter gar nicht erst zu reden. Auch die Pressefreiheit wird mit Füßen getreten und Journalisten die Berichterstattung gewährt.

Und wir? Wir bereiten uns auf Weihnachten vor, auf das Fest des Friedens, der Familie, auf das Fest, an dem der Erlöser und Friedensfürst, wie Christen glauben, Mensch wird.

Aber was können wir tun, werden Sie und Ihr jetzt zurecht fragen. Mir fällt da gerade so einiges ein: Organisationen unterstützen, die vor Ort Hilfe leisten wie z.B. Sea-Watch oder Ärzte ohne Grenzen. Petitionen unterschreiben. Unterschriften sammeln. Mails und Briefe an Entscheidungsträger schicken.

Und, ganz wichtig: den Mund aufmachen, wenn Menschen richtig finden, was da passiert, wenn sie von „selbst schuld“ reden, von Sozialtourismus und ähnlichen Dingen: Kein Mensch begibt sich in Lebensgefahr um zwei Cent mehr in der Tasche zu haben. Diese Menschen wollen nichts anderes als das, was ihnen zusteht: die Wahrung ihrer Menschenrechte, ein Recht auf Leben und Gesundheit, Arbeit und Wohnen, auf Bildung, Gleichheit vor dem Gesetz, kurz gesagt auf eine menschenwürdige Zukunft.

Wenn wir den Mund aufmachen, nicht um jemanden niederzuschreien, sondern mit sachlichen Argumenten, wenn wir denen hörbar entgegentreten, denen das Schicksal der Geflüchteten bestenfalls egal ist und die oft auch mit falschen Fakten agieren, dann tragen wir dazu bei, dass mehr Menschen ein Lebensrecht bekommen.

Und wenn wir unseren Lebensstandard und unsere Gewohnheiten daraufhin überprüfen, welche negative Auswirkung auf das Leben anderer Menschen dadurch bedingt sind und wie wir das ein oder andere ändern können, dann ist das ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Dann tragen wir mit dazu bei, dass die Menschheit das verwirklicht, wozu sie sich bekannt hat: zur Einhaltung der Menschenrechte.

Gedanken zu den Kar- und Ostertagen, letzter Teil: Ostermontag 2020

Die Emmausgeschichte. Sie geht, in Kurzform, ungefähr folgendermaßen: Zwei Jünger wenden Jerusalem nach Jesu Tod den Rücken zu und gehen, traurig, enttäuscht und mutlos nach Hause. Da kommt ein Fremder zu ihnen, diskutiert mit ihnen, gibt ihnen ihren Mut zurück – und erst, als er weg ist, merken sie, dass es Jesus war.

Ich werde oft gefragt, was mir mein Glaube bedeute, über die Nachfolge Jesu in Sachen Nächstenliebe etc. hinaus. Warum ich Kerzen anzünde und für mich oder andere bete, ob ich denn glaube, dass Gott dann vor Unheil bewahrt? Wenn jemand zu früh stirbt: „Wo ist denn jetzt Dein Gott“? Mit dem Blick aufs Mittelmeer: „Wo ist er da, Dein Gott, beten die Menschen nicht genug?“

Mir scheint, er ist da, wenn wir es nicht merken, ähnlich wie in der Emmausgeschichte, als die Jünger hinterher merken „brannte uns nicht das Herz…“

Was mich trägt, ist Gottes Beistand. Das Gefühl, nicht alleine zu sein, dass man, wenn man sich drauf einlässt, wirklich merken kann. Ich habe das Glück, genau das gemerkt zu haben zu einer Zeit, als sich meine Gewissheiten gerade auflösten: ich merkte, es kommt, wie es kommt. Aber ich bin nicht alleine.

Das ist etwas, was man nicht erklären kann. Das ist etwas, was man oft erst hinterher merkt: meine Mutter sagt: „es wird irgendetwas Gutes draus werden, nicht so, wie wir es wollen, aber es wird“ und versichert mir, dass das die Erkenntnis ihres Lebens ist.

Ist es nicht oft in der Rückschau so? Sicher nicht immer, sicher stecken wir oft auch so tief in Not und Verzweiflung fest, dass wir es gar nicht merken, vielleicht auch nicht im Nachhinein. Dennoch glaube ich: wir sind nicht allein, und wer um Beistand bittet, der wird ihn auch erhalten. Nicht in Form eines Gottes, der aktiv in unser Leben eingreift – an so einen Gott habe ich nicht mal als Kind geglaubt. Aber Gott kann uns Stärke geben und Kraft, die Situation, die Not, die Verzweiflung auszuhalten oder zu überwinden, je nachdem.

Und Gott ist bei denen, die seiner bedürfen. Er ist, jetzt, an Ostern, bei denen, die im Mittelmeer ertrinken, weil wir wegen Corona die ohnehin unzureichende Rettung ganz eingestellt haben. Er ist nicht bei denen, die ihre Häfen zu unsicheren Häfen erklären, weil man dort Corona fangen könnte – und es offensichtlich richtiger finden, dass die, die man angeblich schützen will, ertrinken. Er ist nicht bei denen, die große Reden schwingen und die vergessen, die nicht im Fokus sind. Er ist auch nicht bei denen, die Nächstenliebe predigen – diese aber nur bestimmten Leuten zukommen zu lassen.

Er ist bei denen, die seinen Beistand benötigen. Bei uns, und überall auf der Welt, da, wo Menschen sich, und sei es auch nur in der Not, auf ihn einlassen. Da ist er, unser Gott, Jesus, Heiliger Geist, da ist Allah, Jehova oder wie wir ihn auch immer nennen. Und damit ist er auch bei uns – wir müssen uns nur drauf einlassen und ihn einladen, so, wie die Emmausjünger es getan haben.

Das bedeutet mein Glaube mir, deshalb bete ich für mich und andere und zünde Kerzen an: ich glaube an einen Gott, der uns stärkt, der uns begleitet. Bis tief hinab in die Hölle unseres Lebens.

Damit beende ich nun meine Gedanken zu den Kar- und Ostertagen, auch, wenn mir sicher noch vieles dazu einfallen würde.

Bleibt alle gesund, habt Kraft, diese und alle Krisen Eures Lebens zu überstehen und seid gewiss: Ihr seid nicht alleine.