Gedanken zum Valentinstag

Was ist Liebe? Schon Paulus hat darüber nachgedacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass ohne Liebe alles nichts ist:

1 Kor 13,4-7: Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. 5 Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. 6 Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. 7 Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. 8 Die Liebe hört niemals auf.

Der Schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti (1921 – 2017), der uns so viele wunderbare Gedichte und Erkenntnisse geschenkt hat, meinte einmal: „Wüßte man, was Liebe ist, gäb’s weder Religion noch Dichtung.“ Da ist was Wahres dran. Was genau Liebe ist, weiß niemand so richtig.

Warum liebe ich meinen Mann? Die Frage kann ich nicht beantworten. Liebe ich ihn? Da sage ich bedingungslos ja. Warum bin ich mir da so sicher? Tja, auch das wieder so eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Ist es vielleicht, weil auch er mich liebt? Würde meine Liebe aufhören, wenn er mich nicht mehr lieben würde? Was ist mit den Kindern? Den Geschwistern, den Eltern?

Was genau bedeutet das: ich liebe Dich? Auch das eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich weiß, dass es verschiedene Arten der Liebe gibt:

die Liebe zu Eltern und Geschwistern bekommt man in die Wiege gelegt, und sie existiert sogar da, wo man sich zerstreitet, jedenfalls, wenn es in der Kindheit halbwegs läuft. Sogar misshandelte und mißbrauchte Kinder lieben ihre Eltern, es ist also keine Liebe, die an irgendwelchen äußerlichen Faktoren festzumachen ist.  Die Liebe zu den eigenen Kindern? Bei manchen ist sie sofort da, bei manchen entwickelt sie sich im Laufe der ersten Zeit, aber im Normalfall existiert sie, sie ist lebensnotwendig für das neugeborene Kind. Auch eine Liebe, die auch Streit und sogar Hass überdauern kann. Liebe, sozusagen biologisch begründet.

Die Liebe zum Partner ist eine völlig andere: man lernt jemanden kennen, und weil es irgendwie passt, gibt man sich miteinander ab und mit viel Glück wird aus der ersten Verliebtheit die große Liebe, die man dann aber pflegen muss, damit sie nicht erkaltet, es ist hier als eine andere Liebe als die zu biologisch Verwandten. Ähnlich gelagert ist die Liebe zu Freund:innen: sie kann genauso tief und wertvoll sein, auch sie will gepflegt werden, auch sie ist biologisch nicht begründbar.

Und dann gibt es noch die allgemeine Liebe zum Nächsten und Fernsten, die zum Mitmenschen. Die muss man lernen, die klappt auch nicht immer, es ist viel Arbeit nötig, dorthin zu kommen.

Mein Mann würde nun sagen: Liebe ist Chemie. Und ja, es laufen chemische Prozesse in unserem Körper ab, wenn wir lieben – aber das kann es nicht sein. „…und hätte aber die Liebe nicht…“ sagt Paulus, und ja, er hat recht: Liebe ist das, was unser Leben lebenswert macht.

Oder, frei nach Reinhard Mey: „Liebe ist alles, Liebe ist mehr“

Gestehen wir uns zu, zu lieben. Ohne Liebe ist alles nichts.

Tägliche Impulse zur Fastenzeit.

Trotz Corona gemeinsam unterwegs

Mit dem Aschermittwoch fängt die Fastenzeit an. 40 Tage: so lange fastete Jesus in der Wüste, so lange war Mose auf dem Berg Sinai, so lange wanderte Elija zum Berg Horem. 40 Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste. 40 Tage lang bereitet die Kirche, bereiten die Gläubigen sich auf das Osterfest vor: sie machen sich auf den Weg zum Osterfest.

Dieser Weg ist nicht immer für jeden so klar und einfach vorgegeben. Überhaupt sind Lebenswege verschieden.

Die Fastenzeit könnte ein Anlass sein, den eigenen Lebensweg zu überprüfen. Zu schauen, ob die Richtung noch stimmt. Ob das Ziel noch vor Augen liegt. Vielleicht muss man nachjustieren, vielleicht auch mal die Richtung ändern oder umkehren.

Ich lade sie und Euch ein, sich gemeinsam auf den Weg zu machen zum Osterfest. Mit einen kleinem Impuls zu einem Wort, einem Satz, einen Abschnitt aus den Tagestexten:
Ihr findet sie hier:
https://st-michael-krefeld.bistumac.de/aktuell/nachrichten/a-blog/Trotz-Corona-gemeinsam-unterwegs/
Oder hier:
https://www.bistum-aachen.de/Frauenseelsorge/aktuell/nachrichten/nachricht/Trotz-Corona-gemeinsam-unterwegs/

Wer möchte kann sie auch per Mail bekommen: da brauche ich dann einen Hinweis und eine Adresse.

Gehen wir gemeinsam los und überprüfen unseren Lebensweg.

Coronablues am Rhein

Gestern stand ich am Ufer des steigenden Rheins. Und schaute so auf die gewaltigen Fluten. Und da kam mir folgender Gedanke:

Seit 30 Millionen Jahren fließt dieser Fluss Richtung Nordsee. Er hat seinen Verlauf mehrfach geändert, sein Aussehen, seine Länge, seine Wassermenge – aber er war immer da. Von den Kelten wurde er als Vater Rhein verehrt – die Bezeichnung hat sich bis heute gehalten. Der Name Rhein kommt wohl schlicht und ergreifend von fließen – und geht auf eine indogermanische Wurzel zurück, aus der sich auch das altgriechische Wort ῥέω [reo] (fließen), das lateinische Wort rivus (Fluss) und heutige Worte wie river und rio entwickelten, auch das deutsche Wort rinnen kommt wohl daher.

Der Rhein war also immer „der Fluss“. Er war ein Anlass für romantische Dichtungen und auch schon früh Touristenmagnet, zu einer Zeit, als es Touristen noch gar nicht gab.

Der Rhein war immer schon Transportstraße, er hat Menschen miteinander verbunden und auch dafür gesorgt, dass das Rheinland bunt und multikulturell wurde. Echte Rheinländer:innen haben eine buntschillernde Ahnenreihe – deshalb galt das Rheinland lange auch als sehr tolerant, Köln zumindest ist es bis heute, Krefeld nahm als religionsfreie Stadt Menschen aus aller Herren Länder auf, die wegen ihrer Religion verfolgt wurden, und die Vergangenheit war genauso bunt, wie es hoffentlich die Zukunft ist.

Der Rhein hat Menschen miteinander verbunden, aber auch voneinander getrennt: ihn zu überqueren war nicht leicht, und Brücken wurden immer mal wieder vom Hochwasser mitgerissen oder vom Feind zerstört – wie schwierig dieser Brückenbau bis heute ist, kann man an den verschiedenen Autobahnen erkennen – kaum eine Rheinbrücke, die noch in absolut Ordnung ist, jedenfalls von Koblenz aus rheinabwärts.

Der Rhein gab auch Nahrung, bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein gab es Fischfang an seinen Gestaden – und jetzt, Gott sei Dank, ist er auch wieder Lebensraum für Fische geworden.

Er kann grausam sein: wenn er sein Bett verlässt, reißt er gerne mal alles mit, was ihm im Weg steht – und er kann lieblich dahinplätschern. Vor zwei Jahren war er so niedrig wie nie, die Mahnung an uns, endlich zu erkennen, wie wir mit unserer Erde umgehen, ein Zeichen von unendlicher Trockenheit.

Aber eins blieb immer gleich: der Rhein floss und fließt dahin, mal langsam, mal wild und schnell, völlig unbeeindruckt von dem, was um ihn rum passiert. Wenn der Weg verbaut wurde wie z.B. durch die Vulkane der Eifel, dann suchte er halt einen anderen. Wenn man ihm den Platz nahm, in dem man versuchte, ihn zu kanalisieren, dann nahm er ihn sich halt.

Was das mit uns zu tun hat: vielleicht gucken wir uns etwas davon ab. Vielleicht versuchen wir, weniger auf das zu achten, was uns stört, sondern konzentrieren uns aufs Wesentliche: auf den Lebensfluss. Die Welt wandelt sich, Gutes passiert, Schlimmes passiert – und wir leben weiter, Tag für Tag, Schritt für Schritt. Versuchen wir, das mit der Ruhe dieses Flusses zu tun, nicht träge, nicht im Stillstand, fließend, aber den Blick aufs Ziel gerichtet. Und vielleicht erkennen wir dann, wo der Weg gangbar wird für uns.