Gedanken zu Frühling und Neubeginn

Am Freitag hatte ich eine Beerdigung – auf dem frühlingshaften Krefelder Friedhof. Und da dachte ich glücklich darüber nach, wie schön es doch ist, dass auf jede Nacht ein Morgen folgt und auf jeden Winter ein Neubeginn im Frühjahr – es passiert einfach, ohne dass wir was dazu tun.
Dann fuhr ich durch den Forstwald, das Gewand zurückbringen, und sah diese Bäume, den grünen und den, der die Trockenheit des letzten Sommers nicht überlebt hat – und plötzlich war die Selbstverständlichkeit gar nicht mehr so selbstverständlich. An dem Baum, der wohl fallen wird im Laufe des Jahres, ist gut zu erkennen, dass wir nicht als selbstverständlich ansehen können, dass es immer weitergeht:

Nicht immer folgt ein Morgen auf die Nacht, nicht immer folgt dem Dunkel das Licht, nicht immer folgt dem Winter auch ein Frühling – nicht immer und nicht überall.

Im Mittelmeer sterben Menschen, während das christliche Abendland noch darüber philosophiert, ob Seenotrettung Schlepperei ist. Ganze Weltgegenden trocknen aus und treiben die Menschen, die die Katastrophen überleben, in Elend und Flucht, während das christliche Abendland noch darüber nachdenkt, ob sie uns unseren Luxus und unsere Werte klauen. Und das Internet überschwemmt von Ressentiments gegenüber Fremden, bestenfalls, schlimmstenfalls von Hass und Hetze, und auch Politiker machen da mal mehr, mal weniger offen, mit…

Ich bin – nicht immer zum Verständnis meiner Umwelt – kommentierender Weise im Internet unterwegs. Ich versuche – gemeinsam mit so vielen anderen Menschen – den Hass und die Hetze aus den Kommentarspalten herauszuholen. Und ich finde: es lohnt sich, genauso wie es sich lohnt, für Klimaschutz aktiv zu werden. Jeder Baum, der nicht vertrocknet, jeder Mensch, der leben darf: das sind die Hoffnungen auf den Neuanfang: jeden Tag und immer wieder. Deshalb lohnt es sich, immer und immer wieder Hass und Hetze entgegenzutreten, deshalb lohnt es sich, das eigene Handeln immer wieder auf seine Auswirkungen auf die Umwelt zu überprüfen. Deshalb stehe ich – und viele andere – immer wieder auf und mache weiter.

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