Meine Gedanken zu Karfreitag

Mein Gott, warum hast Du mich verlassen – das fragt Jesus vom Kreuz herab. Auch sonst scheint er ziemlich verlassen: außer seiner Mutter Maria, seinem Lieblingsjünger Johannes und Maria Magdalena ist keiner mehr da – alle haben sich verdrückt…

Wegkreuz am Tagebau

Und ja, diese Frage stellen wir durchaus auch. Wenn ein lieber Mensch viel zu früh verstorben ist. Wenn unser Leben durchkreuzt wird von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Lieblosigkeit. Wenn uns unser Kreuz niederzudrücken scheint und wir keinen Ausweg finden.

Wo war Gott denn, als die Nazis ihre Greueltaten an den Juden und anderen unerwünschten Menschen ausübten. Wo ist Gott denn, wenn Menschen im Krieg leiden, wenn sie auf der Flucht sterben, wenn sie dort, wo sie Leben erhofften, nur Elend und Not finden. Wo ist Gott, wenn die Klimaerwärmung dazu führt, dass ganze Landstriche veröden. Wenn Naturkatastrophen Menschenleben kosten. Wo ist er, wenn Priester Kinder und Ordensfrauen mißbrauchen?

Wo ist jetzt Dein Gott – diese Frage bekomme ich manchmal gestellt: wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil sich die Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Frieden als trügerisch erwies.
Wo ist jetzt Dein Gott – das werde ich manchmal gefragt, wenn Menschen viel zu früh versterben.

Wo ist jetzt Dein Gott fragte meine Freundin, die Karneval die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekam und Karfreitag dann verstarb: wo ist jetzt Dein Gott?

Gott, wo bist Du – diese Frage stelle auch ich mir immer wieder.

Ich glaube, Gott ist überall da, wo Leiden herrscht. Er ist da, wo Verzweiflung alles leben zu ersticken droht. Er ist aber auch da, wo er den Menschen findet, der es wagt, genau hinzuschauen, sich nicht zu verstecken, sondern das Leid und Elend zur Kenntnis nimmt. Er ist da, wenn wir aus der Bequemlichkeit auszubrechen und uns auf den Weg machen, auf den Weg zum Nächsten, der Hilfe braucht, auf den Weg, unsere Bequemlichkeit zurückzulassen zum Wohle seiner Mitmenschen, auf dem Weg, Entscheidungen zu treffen statt in der Hoffnungslosigkeit zu verharren, auf dem Weg ins neue Leben. Gott hat keine anderen Hände als die unsrigen – die sollen wir denen reichen, die Trost brauchen und Hilfe, die ein offenes Ohr benötigen, die unser Einschreiten retten könnte. Achten wir darauf, wo Gott uns ruft – wo wir ihn hören – da werden wir Ihn finden. Dann stehen wir mit Maria, Johannes und Maria Magdalena unter dem Kreuz, dann stehen wir zu Ihm. Dann ist das Kreuz nicht das Ende…

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