„Sucht neue Worte das Wort zu verkünden, neue Gedanken, es
auszudenken“ – dieser Vers aus einem Kirchenlied geht mir seit heute morgen
nicht mehr aus dem Kopf. Wir sagen immer: wir müssen reden, reden, reden – und eine
Erfahrung der letzten Woche zeigt mir: wenn Menschen arglos Falschmeldungen
weitererzählen kann reden durchaus helfen, nämlich dann, wenn man die Sachlage
aufklären kann und die Menschen bereit sind, zuzuhören und nachzudenken.
Oft aber habe ich das Gefühl, gegen Mauern anzureden und anzuschreiben.
Vielleicht ist genau das der Punkt: wir benutzen die falschen Worte. Wir
benutzen unsere Worte, und selbst wenn wir noch so empathisch sind, bleiben das
unsere Worte. Und vielleicht fängt es bei den Gedanken schon an: sie laufen
auch bei uns in bestimmten Bahnen, bestimmt durch Lebenserfahrung und Input,
und ja, durch die Filterblase, in der wir uns sowohl virtuell als auch im
realen Leben in der Regel befinden – zumindest außerhalb der Familie umgibt man
sich ja nach Möglichkeit eher mit Gleichgesinnten, insbesondere in der
Freizeit.
Wenn ich möchte, dass mein Gegenüber mich versteht, muss ich die Wege seiner
Gedanken nachvollziehen können und seine Sprache kennen. Wenn die immergleichen
Gedanken nicht zum Ziel führen, nun, dann muss man andere denken. Und wenn die
immergleichen Worte nicht mehr ausreichen – vielleicht gibt es ja andere?
Menschen überzeugen kann man nicht durch gebetsmühlenartige Wiederholungen, die
ja schon mühsam genug sind. Menschen überzeugen kann man nur, wenn man immer
neu denkt, wenn man in Worten spricht, die der oder die andere versteht.
Ich werde versuchen, mir das in Zukunft zu Herzen zu nehmen – im virtuellen und
vor allem im realen Leben.