Worte statt Wörtern

Ich bin ja Christin. Und ich befasse mich regelmäßig mit den Texten der katholischen Sonntagsliturgie. Letzen Sonntag war das Evangelium an der Reihe, in dem Jesus einen Taubstummen heilt. Der Schlüsselsatz in meinen Augen ist folgender: „Jesus seufzte und sagte zu ihm Effata, das heißt: öffne Dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden“ (Mk 7,34bf)

Mir kam in den Kopf, dass ich immer wieder feststelle: wenn mir die Worte fehlen (und die Ereignisse der letzten Zeit: der Blick nach Afghanistan, auf den Klimawandel, auf den Wahlkampf und Querdenker, z.B. führen dazu), wenn ich nichts mehr hören oder lesen will weil ich es nicht ertrage, dann prodziere ich Wörter – weil ich eigentlich sprachlos bin.

Mit diesen Gedanken habe ich folgenden Text geschrieben:

Wenn mir Worte fehlen
stürze ich mich auf Wörter
Wenn mir alles zu viel wird
verschließe ich meine Ohren
Ich will nichts mehr hören
Ich kann nichts mehr sagen
Hilflos drifte ich durch die laute Stille


Aus meinen Wörtern
sollen Worte werden
Meine Ohren will ich öffnen
hinhören und zuhören
Meine Augen nicht verschließen
sondern hinsehen


Dann wird meine Hilflosigkeit
sich wandeln
ich werde hören und sehen
wo Hilfe nottut
ich werde Worte finden
die aufrütteln
trösten
helfen  



7

in Worten: sieben

Die Zahl des Tages

Ich bin sprachlos

Menschen rennen um ihr Leben

hängen sich an Flugzeuge

fallen runter, sterben.

640 im überfüllten US-Transportflugzeug

Die Bundeswehr rettet 7

Die waren berechtigt

Auffüllen mit denen die da sind?

Es braucht Visa

Und den richtigen Arbeitgeber

Deutschland kann nicht alle retten

Und wer überhaupt schafft es noch

Der Flugplatz ist fast nicht mehr zu erreichen

Wer für Deutsche gearbeitet hat

Wird als Verräter angesehen

Verrätern droht die Todesstrafe

Deutschland lässt sie sterben

Ich bin sprachlos

Die Zahl des Tages

7